Der Wolf ist seit rund 25 Jahren wieder zurück in der Schweiz. Seine Population steigt seitdem stetig an. Auf der Nahrungssuche durchstreift er gelegentlich auch beweidete Bergwiesen. Bei nicht speziell geschützten Herden kann es in seltenen Fällen auch zu einem Wolfsangriff kommen. Manche Schafe werden dem Wolf aber geradezu auf dem Silbertablett serviert. Die Bilder von gerissenen Nutztieren sind zugegebenermassen nicht schön anzuschauen. Der Wolf hegt jedoch keine bösen Absichten, er folgt nur seinen natürlichen Instinkten. Ihn abzuschiessen, stellt keine Lösung dar. Man kann Nutztiere schützen, ohne den Wolf gleich töten zu müssen. Die Lösung für ein gutes Nebeneinander von Wolf und Weidetier geht nur über effektive Herdenschutzmassnahmen. Seit der Wolf zurück ist, wird denn auch wieder vermehrt Herdenschutz betrieben. Jedoch sind noch immer viele Schafherden nicht oder nur ungenügend gegen Wolfsangriffe geschützt. Vorkehrungen wie Elektrozäune, Herdenschutzhunde oder Hirten könnten dagegen Abhilfe schaffen. Dass der Herdenschutz funktioniert, beweist die Tatsache, dass die Risszahlen pro Wolf laufend abnehmen, obwohl die Zahl der Wölfe seit seiner Rückkehr stark zugenommen hat. Bei der ganzen Diskussion dürfen wir nicht vergessen, dass der Wolf ein wichtiger Bestandteil unserer heimischen Tierwelt ist. Er kann helfen, den viel zu hohen Wildbestand zu regulieren. Überhöhte Bestände von Hirsch, Reh, Steinwild und Gämse gefährden die Waldverjüngung durch Verbiss von Jungbäumen. Insbesondere Berg- und Schutzwälder, die uns Menschen vor Naturgefahren wie Lawinen, Murgänge, Steinschlag und Hochwasser schützen, sind auf eine natürliche Waldverjüngung angewiesen. Die Jagd hinkt allerdings seit Jahren den zu erfüllenden Abschussquoten hinterher. Ein zusätzlicher Jäger in Form des Wolfs sollte daher sehr willkommen sein. Wir müssen wieder lernen, mit dem Wolf zu leben.

Beitrag in den Wiler Nachrichten, 19. August 2021