Förderung von Mehrwegwindeln
Wegwerfwindeln belasten die Umwelt und das Portmonee junger Eltern. Bis zum «trocken» werden produziert ein Kind rund 1 Tonne Nassmüll. Eine Alternative bieten Mehrwegwindeln, sprich moderne Stoffwindeln. In Deutschland und Österreich kennen zahlreiche Städte Förderinstrumente, welche einen Anreiz zur Verwendung von Mehrwegwindeln (= Stoffwindeln) schaffen. In der Schweiz weist noch keine Gemeinde über ein solches Instrument auf.
Wegwerfwindeln machen rund 10 Prozent der Gesamtmenge unseres Haushaltkehrichts aus. Ein Kind benötigt bis zum «trocken» werden rund 5500 Windeln und produziert während diesem Lebensabschnitt insgesamt über 1 Tonne Nassmüll. In der Stadt St.Gallen landen somit jährlich schätzungsweise um die 800 Tonnen an verschmutzten Wegwerfwindeln in den gebührenpflichtigen Abfallsäcken. Die Herstellung von Wegwerfwindeln beansprucht grosse Mengen an Ressourcen. Nach der Benutzung werden die Windeln in der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt, was wieder Energie kostet und CO2-Ausstoss verursacht.
Ökologische und gesundheitliche Vorteile von Mehrwegwindeln
Eine ökologische Alternative zu Wegwerfwindeln bieten Mehrwegwindeln, sprich Stoffwindeln. Die Ökobilanz von Mehrwegwindeln schneidet in der Regel deutlich besser ab als jene von Wegwerf-windeln. Diese ist jedoch auch vom ökologischen Verhalten der Verbraucher*innen abhängig (u.a. Verzicht auf Trocknen im Tumbler). Moderne Stoffwindeln sind in der Anwendung genauso einfach wie Wegwerfwindeln. Nachdem das Kind «trocken» geworden ist, können sie zudem einem anderen Kind weitergegeben werden.
Mehrwegwindeln weisen gegenüber Wegwerfwindeln auch gesundheitliche Vorteile auf. Sie sind atmungsaktiver. Dadurch ist die Temperatur in einer Mehrwegwindel immer niedriger als in einer Wegwerfwindel. Bei luftdichten Wegwerfwindeln aus Plastik können Allergien und Windeldermatitis auftreten.
Hohe Anschaffungskosten als Hemmschwelle
Neben den vielen Vorteilen von Mehrwegwindeln gibt es auch einen entscheidenden Nachteil: Mehrwegwindeln müssen auf einmal angeschafft werden, was mit relativ hohen Anfangsinvestitionen von ca. CHF 500.00 bis 700.00 verbunden ist. Diese Kosten stellen für viele Familien eine hohe Hemmschwelle zur Verwendung von Mehrwegwindeln dar. Bei Mehrwegwindeln ist zwar mit anfangs hohen Investitionskosten zu rechnen, über die Dauer der Nutzung sind sie aber preiswerter als Wegwerfwindeln. Eine finanzielle Unterstützung bei der Anfangsinvestition durch die öffentliche Hand könnte den Verbraucher*innen die Entscheidung erleichtern, das System der Mehrwegwindeln zu erproben.
Bewährtes Förderinstrument in Deutschland und Österreich
Die Idee, die Verwendung von Mehrwegwindeln durch finanzielle Anreize zu fördern, ist nicht neu. In Deutschland und Österreich weisen bereits zahlreiche Städte ein entsprechendes Förderinstrument auf (u.a. die grenznahen Städte Bregenz, Konstanz, Lindau, Lustenau etc.). Einige dieser Städte unterstützen zudem auch die Anschaffung von Mehrwegwindeln für Menschen mit Inkontinenz. In der Schweiz ist noch keine Gemeinde bekannt, die über ein solches Förderinstrument verfügt. Die Stadt St.Gallen könnte mit der Einführung eines Förderinstruments für Mehrwegwindeln national eine Vorreiterrolle übernehmen.